Berlin (ots) –
Die Weltwirtschaft durchläuft schwierige Zeiten, die Unternehmen in aller Welt dazu zwingen, sich nach neuen Partnern umzusehen und sich auf neue Märkte zu konzentrieren. Die deutsche Wirtschaft ist auch an neuen Handelspartnern und Energielieferanten in anderen Teilen der Welt, einschließlich der ehemaligen Sowjetunion, interessiert und wirft ein Auge auf Zentralasien.
Deutschland hat bereits vor der Krise damit begonnen, seine Zusammenarbeit mit Zentralasien auszubauen und zu vertiefen, und konzentriert sich auf neue Märkte und Investitionsstandorte. Besondere Aufmerksamkeit gilt Usbekistan, dem geografischen Zentrum und bevölkerungsreichsten Land der Region mit über 36 Millionen Einwohnern.
Das Potenzial einer für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit ist hier nahezu unbegrenzt. Die Ergebnisse dieses Jahres sprechen für sich. Erst vor wenigen Tagen, als der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft in Berlin seinen 70. Geburtstag feierte, fasste die Vorständin von Euler Hermes, Edna Schöne, die Erfahrungen mit Usbekistan zusammen. Sie stellte fest, dass Usbekistan ein wichtiger Markt für die Diversifizierung ist und vielversprechende Reformen durchgeführt hat, die bereits erste Früchte tragen.
Ihre Worte werden durch konkrete Daten in der Wirtschaftsprognose der Agentur German Trade & Invest (GTAI) bestätigt, die besagt, dass die Wirtschaft Usbekistans spürbar wächst. Sie entwickelte sich im Jahr 2022 sogar noch besser, als zu Beginn des Jahres erwartet worden war. Das reale Wachstum wird 5,8 Prozent erreichen. Auch die Aussichten für 2023 sind sehr günstig.
Laut GTAI genießt Usbekistan heute den Ruf, eines der reformfreudigsten Länder der Welt und einer der vielversprechendsten Märkte zu sein. Das hohe Reformtempo gilt als einer der Garanten für das in den nächsten zwei Jahren erwartete reale Wirtschaftswachstum des Landes.
Die Pläne der Regierung in Taschkent sind ehrgeizig. So rechnet man beispielsweise mit Bruttoanlageinvestitionen in Höhe von rund 94 Milliarden US-Dollar zwischen 2023 und 2025. Ein großer technologischer Nachholbedarf in allen Sektoren der Wirtschaft sowie zahlreiche Renovierungs- und Erweiterungsprojekte in Industrie und Infrastruktur bieten gute Aussichten für ausländische Anbieter von Know-how und Technologie, während die Kombination aus moderaten Lohnkosten und einem günstigen Geschäftsklima für internationale Investoren spricht.
Das Geschäftsklima im Land hat sich seit dem Amtsantritt von Präsident Shavkat Mirziyoyev deutlich verbessert. Die Rahmenbedingungen im Land werden sowohl von Experten als auch von der deutschen Wirtschaft als positiv bewertet. Usbekistan tut alles, damit sich Investoren und Anbieter von Know-how wohlfühlen. Das Land, das früher verschlossen war, öffnet sich rasch der Weltwirtschaft. Trotz der Pandemie und der schwierigen Lage auf den Auslandsmärkten wächst die Wirtschaft weiterhin schnell, im vergangenen Jahr um sieben Prozent und in diesem Jahr um etwa sechs Prozent. Nach Ansicht von Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, ist es an der Zeit, die Pläne in die Tat umzusetzen.
Und die Zahlen sprechen für sich. So sind allein in den letzten Jahren rund 50 neue deutsch-usbekische Joint Ventures gegründet worden. Deutsche Unternehmen wie MAN, Claas, Knauf und Papenburg sind bereits in dem Land tätig, während Wiesmann, Aurubis, Carl Gross, Hugo Boss und andere erst seit kurzem auf dem usbekischen Markt vertreten sind. Allein im Jahr 2021 investierten deutsche Unternehmen rund 800 Millionen Dollar in die usbekische Wirtschaft. Seit Beginn dieses Jahres hat der Handel zwischen den beiden Ländern um 139,4 Prozent zugenommen. Es wird erwartet, dass die deutschen Investitionen bis Ende 2022 eine Milliarde Dollar erreichen werden. Damit ist Deutschland einer der fünf größten Investoren in der usbekischen Wirtschaft.
Einer der vielversprechenden Bereiche der deutsch-usbekischen Zusammenarbeit ist der Energiesektor. Das Land mit 300 Sonnentagen hat ein enormes Potenzial für die Nutzung der Solarenergie und ist an alternativen Energietechnologien interessiert. Deutschland, eines der führenden Länder im Bereich erneuerbarer Energien, ist bereit, den Übergang zu grüner Energie in Usbekistan zu unterstützen.
Dies wurde auch beim Besuch von Außenministerin Annalena Baerbock besprochen, die vor einigen Wochen in Begleitung einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation Usbekistan besuchte. Zur Förderung von Nachhaltigkeit und Klimaresilienz unterstützt die Europäische Investitionsbank (EIB) auch Projekte in den Bereichen Verkehr, Energie und digitale Integration in der Region.
Präsident Mirziyoyev fasste auf der ersten Plenarsitzung des Rates für ausländische Investoren im November seine wirtschaftlichen Maßnahmen zusammen. Er betonte, dass das Ziel der Reformen darin bestehe, alle notwendigen Voraussetzungen für die Integration in die Weltwirtschaft zu schaffen. „Wir haben revolutionäre Entscheidungen getroffen, um den privaten Sektor zu unterstützen – den Motor der modernen Wirtschaft.“
So wurden beispielsweise mehr als 200 Lizenz- und Genehmigungsverfahren abgeschafft, Steuern gesenkt, der Devisenmarkt liberalisiert und eine eigene Antikorruptionsbehörde eingerichtet. Zu den Prioritäten der Reformen gehören der Ausbau der Rechtsstaatlichkeit, die Unverletzlichkeit des Privateigentums und der Schutz von Investorenrechten.
„Wir haben uns das Ziel gesetzt, unser Bruttoinlandsprodukt in den nächsten zehn Jahren zu verdoppeln. Wir haben sowohl den Willen als auch die Fähigkeit, dieses Ziel zu erreichen“, sagte Präsident Mirziyoyev. Um dieses Ziel innerhalb der nächsten fünf Jahre zu erreichen, sollten die Investitionen auf 120 Milliarden US-Dollar erhöht werden, davon mindestens 70 Milliarden US-Dollar in Form von Auslandsinvestitionen.
„Ich kann Ihnen versichern, dass wir alle Voraussetzungen dafür schaffen werden, dass sich Investoren im neuen Usbekistan frei fühlen und mit vollem Vertrauen in die Zukunft arbeiten können“, betonte der Präsident. Zu diesem Zweck wurde ein neuer Rat mit Investoren als institutionelle Plattform für den direkten Dialog zwischen der usbekischen Regierung und Vertretern internationaler Investoren eingerichtet.
Der Bericht „Usbekistan in Zahlen 2022 – Wirtschaftliche und soziale Leistungsfähigkeit“, der von der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien veröffentlicht wurde, stellt fest, dass das Land noch einen weiten Weg auf seinem Reformkurs vor sich hat und dass „im institutionellen und politischen Bereich noch viel zu reformieren ist“. Das Fazit ist jedoch eindeutig: Die Integration Usbekistans in die Weltwirtschaft gewinnt an Dynamik.
Usbekistan hat sich in wenigen Jahren zu einem attraktiven Ziel für Investoren entwickelt, und das Interesse deutscher Unternehmen nimmt weiter zu. Die Offenheit der Wirtschaftspolitik, die Zuverlässigkeit und Transparenz der Handelsbedingungen, das Energiepotenzial, die geografische Lage, das Interesse an Know-how – dies ist eine unvollständige Liste von Faktoren, die für Usbekistan sprechen.
Trotz der Pandemie und der tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Krisen in der Welt überstieg das BIP Usbekistans zum ersten Mal 80 Milliarden US-Dollar (52 Milliarden US-Dollar im Jahr 2018). Allein in diesem Jahr erhielt die usbekische Wirtschaft ausländische Direktinvestitionen in Höhe von 8 Mrd. USD. Die Exporte erreichten 19 Milliarden US-Dollar (2018 waren es 14 Milliarden).
In seiner Rede vor dem usbekischen Parlament am 20. Dezember betonte Präsident Shavkat Mirziyoyev, dass die in Usbekistan eingeleiteten Reformen nicht mehr rückgängig gemacht werden können und dass von nun an nicht mehr der Gouverneur oder der Minister, sondern nur noch die Verfassung, das Gesetz und das Gericht über Eigentum und Investitionen wachen werden. Daher sollte die Einführung von Mechanismen des freien Marktes, die einen gesunden Wettbewerb und die Unverletzlichkeit des Privateigentums gewährleisten und das Unternehmertum unterstützen, einen besonderen Platz in der Verfassung des Landes einnehmen. Darüber hinaus wird in Usbekistan ein internationales Handelsgericht eingerichtet. Außerdem soll der Beitritt des Landes zur WTO vollzogen werden, was die Harmonisierung der nationalen Rechtsvorschriften beschleunigen wird.
Ein noch größerer Vorteil für Usbekistan sind natürlich die für das nächste Jahr angekündigten Reformen zur Entbürokratisierung – ein Übergang zu einem kompakten und effizienten System der staatlichen Verwaltung, das einen zuverlässigen Schutz der Menschenrechte und Freiheiten gewährleistet. Die Bildung spielt dabei eine besondere Rolle. Als Land mit einer überwiegend jungen Bevölkerung hat sich Usbekistan die Aufgabe gestellt, die Qualität des Bildungswesens radikal zu verbessern. Dabei orientiert es sich an hohen europäischen Standards und plant unter anderem, das Niveau und den Umfang der Berufsausbildung junger Menschen zu erhöhen.
Alle diese Reformprozesse werden in Deutschland genau beobachtet, was dazu beiträgt, dass die deutsche Wirtschaft die Zusammenarbeit mit der Republik Usbekistan weiter intensiviert und aktiv ausbaut, unter anderem auch in so zukunftsträchtigen Bereichen wie der grünen Energie.
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