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Samstag, 20. April 2024

Nachfolgemonitor 2022: Generationenproblem verschärft sich

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Berlin (ots) –

Die jährlich aktualisierte Studie Nachfolgemonitor erlaubt mit dem heute veröffentlichten Report 2022 erstmals einen ausführlicheren Blick auf den Erfolg von mittelständischen Unternehmensübernahmen im wirtschaftlich schwierigen Jahr 2019 und im ersten Corona-Jahr 2020. Trotz des problematischen Umfelds konnten Nachfolger die Umsätze der von ihnen im Jahr 2018 erworbenen Unternehmen auch noch in 2020 durchschnittlich auf dem Niveau halten, das zwei Jahre vor der Übernahme erreicht worden war. In diesem zweijährigen Vorher/Nachher-Vergleich brachen die Gewinne jedoch deutlich ein, während der Nachfolgemonitor 2021 noch eine positive Gewinnentwicklung vermerken konnte. Überraschenderweise sind dafür aber nicht allein „die Krisen“ verantwortlich. Im Zusammenhang mit dem Alter und den Investitionsstrategien der übergebenden Firmeninhaber zeigt sich ein zunehmendes Generationenproblem.

Wie bei den vorherigen drei Ausgaben seit 2019 beruht die Studie „Nachfolgemonitor 2022“ auf Daten der regionalen Bürgschaftsbanken, die unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Holger Wassermann ausgewertet wurden. Wassermann nutzt dafür seine Expertise aus der Mittelstandsforschung an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management sowie seine praktische Erfahrung als Geschäftsführer der INTAGUS GmbH, einer Unternehmensberatung für M&A-Transaktionen im Mittelstand. „Die vorliegenden Langzeitdaten interpretiere ich dahingehend“, so erläutert Wassermann, „dass viele Alteigentümer in den Jahren vor der Übernahme Investitionen unterlassen, insbesondere bei der Digitalisierung. Im Hinblick auf die nicht bekannten IT-Strukturen eines künftigen Nachfolgers ist das sogar rational, aber die Übernehmenden müssen diese Investitionen dann nachholen“.

„Digital Natives“ stoßen auf traditionelle Geschäftsprozesse

Hinsichtlich des Einsatzes moderner Digital-Technologien nimmt Holger Wassermann dabei einen immer deutlicheren Bruch zwischen den Einstellungen der Altinhaber und denen der Nachfolgerinnen und Nachfolger wahr: „Unternehmensnachfolger sind typischerweise zwischen und 30 und 40 Jahre alt und sie sind zeitlich mit dem Computer und der Entwicklung des Internets in die Ausbildung und das Berufsleben eingetreten. Selbst jene Eigentümer, die bereits im relativen frühen Alter zwischen 55 und 65 Jahren die Unternehmensnachfolge anstreben, wuchsen hingegen mit traditionellen Geschäftsprozessen auf. Immerhin 13% aller übergebenden Unternehmer sind sogar älter als 70 Jahre. Da kann es dann jeweils erheblichen Veränderungsbedarf geben, um die entsprechenden Unternehmen der aktuellen Marktentwicklung anzupassen.“

Entscheiden Frauen anders als Männer?

In Krisenzeiten gelingt diese Anpassung den Unternehmerinnen anscheinend weniger gut als den männlichen Nachfolgern. Die bereits im Juli veröffentlichte Sonderauswertung zu den Übernahmen im Handwerk hatte ergeben, dass Unternehmerinnen dieses Sektors nachhaltig erfolgreicher operieren als männliche Inhaber. Diese Aussage lässt sich mit Bezug auf alle anderen Wirtschaftszweige jetzt nicht mehr wiederholen. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Frauen im Durchschnitt eher kleine und kleinste Unternehmen erwerben. Dabei bestätigen sich traditionelle Rollenmuster der Geschlechter: Die Zielunternehmen bei der Unternehmensnachfolge von Frauen, auf die rund ein Viertel aller Unternehmensnachfolgen entfallen, konzentrieren sich auf die Bereiche „Soziale Betreuung älterer und behinderter Menschen“, die Hotellerie sowie die Gastronomie. Dort fanden die Frauen vor der Krise sogar überdurchschnittlich rentable Betriebe vor. Im Durchschnitt konnten die Übernehmerinnen diese Ergebnisse 2019 und 2020 jedoch nicht bewahren. Hinter diesen zunächst nur empirisch festgestellten Daten vermutet die von INTAGUS befragte Personalleiterin eines großen gewerblichen Unternehmens folgende Erklärung: „Frauen legen häufig größeren Wert auf die innerbetriebliche Harmonie als Männer. In Krisenzeiten kann es Unternehmerinnen daher schwerfallen, rasch zu reagieren und notwendige, aber unliebsame Entscheidungen zu treffen.“

Übernahmeboom bei „grünen“ Branchen

Beim Langzeit-Blick auf einzelne Branchen und die Anzahl der Nachfolgen fallen weitere Besonderheiten auf: Unternehmen, deren Produkte zu einer nachhaltigen, umweltfreundlichen Lebensweise beitragen, werden als Übernahmeziele immer beliebter. So „boomten“ nicht nur die Übernahmen in der Heizungs- und Klimatechnik, sondern auch im Fahrradhandel und bei Campingartikeln.

Übernahmeflaute im ländlichen Raum

Als weitere nennenswerte Ergebnisse des Nachfolgemonitors 2022 sind zu erwähnen:

In Regionen abseits größerer Städte finden sich Unternehmensnachfolger immer seltener. Das verstärkt die Probleme dieser oft an sich schon wirtschaftsschwachen Gebiete. Professor Wassermann empfiehlt deshalb eine verstärkte Beobachtung des Nachfolgebedarfs im ländlichen Raum und dessen gezielte Unterstützung. „Insbesondere der Ausbau der Breitbandverkabelung würde Flächenregionen als Standorte für Nachfolger attraktiver machen,“ meint Holger Wassermann: „Homeoffice und remotes Arbeiten wären erleichtert, so dass sich auch der Fachkräftemangel lindern ließe.“

Neue Arbeitsplätze entstehen im Zuge von Unternehmensnachfolgen vor allem in den kleinen Mittelstandsunternehmen. Ihnen sollte die Wirtschaftspolitik daher größere Aufmerksamkeit schenken.

Breite Datenbasis durch die deutschen Bürgschaftsbanken

Der seit 2019 jährlich fortgeschriebene Nachfolgemonitor erfasst alle Unternehmenstransaktionen, bei denen eine deutsche Bürgschaftsbank in die Finanzierung der Übernahme eingeschaltet war. Diese Daten werden vom Verband Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. (VDB) bereitgestellt. Der VDB ist die Interessenvertretung der 17 rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Bürgschaftsbanken und Beteiligungsgarantiegesellschaften in Deutschland, die ihren Standort in den einzelnen Bundesländern haben. Zusätzliche Angaben seitens der Creditreform Rating AG erlauben die Hintergrundbetrachtung der Käufer- und Verkäuferseite. Der Nachfolgemonitor wird von Prof. Dr. Holger Wassermann herausgegeben. Er ist einer der wissenschaftlichen Leiter des KCE Kompetenzcentrum für Entrepreneurship und Mittelstand an der FOM Hochschule und Geschäftsführer der Berliner M&A-Beratung INTAGUS GmbH.

Über INTAGUS:

Die INTAGUS GmbH mit Sitz in der Hauptstadt Berlin ermöglicht national und grenzüberscheitend smarte M&A-Deals, indem die Gesellschaft mittelständischen Unternehmen die Aufgaben bei einem (Ver)Kauf von Unternehmen erleichtert und den kompletten M&A-Prozess übernimmt. Vor allem gewinnstarke, häufig auch prüfungspflichtige Mittelständler bevorzugen INTAGUS, weil das Team deren typische Herausforderungen versteht und über praktische Berufserfahrung im Mittelstand, durchgehend akademische Qualifikation und zertifizierte M&A-Expertise verfügt. Ein anerkanntes langjähriges Know-how besteht außerdem bei der Unternehmensbewertung. In der Person des Geschäftsführers Prof. Dr. Holger Wassermann verbindet INTAGUS dafür die Erfahrung aus der unternehmerischen Praxis mit wissenschaftlicher Analyse.

Pressekontakt:
Leander L. Hollweg
Leiter Unternehmenskommunikation und Volkswirtschaft
INTAGUS GmbH
Mobiltel.: 0170-2355226
leander.hollweg@intagus.de
Original-Content von: INTAGUS GmbH, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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