Berlin (ots) –
Der Ukraine-Krieg hat globale Auswirkungen auf die Agrarmärkte. Biokraftstoffe und ihre Nebenprodukte sind wesentlicher Bestandteil der Ernährungssicherung und Energieversorgung. „Die aktuellen Pläne von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, gemeinsam mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium den Einsatz nachhaltiger Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse in Deutschland zu reduzieren und die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von Biokraftstoffen zu ändern, sind in der jetzigen Situation ein falsches Signal“, so Norbert Schindler, Vorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe).
Noch vor drei Wochen hat Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir mit den Landwirtschaftsministern der Länder von Bündnis90/Die Grünen eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Anbauflächen auf Brachflächen, wie von der EU-Kommission empfohlen, abgelehnt. Zur Begründung wurde angeführt, es gebe bei der Versorgung mit Getreide und Ölsaaten keine Mengenprobleme, sondern eine Preiskrise an den globalen Agrarmärkten. Bundesumweltministerin Lemke scheint nun der Auffassung zu sein, durch eine Einschränkung der Nutzung von Anbaubiomasse im Kraftstoffsektor das Problem dysfunktionaler Agrarmärkte und regionaler Versorgungsengpässe bei Nahrungsmitteln lösen zu können.
Deutschland: Nur 3 Prozent der Ackerflächen für Bioethanolproduktion im Einsatz
Dazu merkt Norbert Schindler an: „Das Gegenteil ist der Fall. Der Anbau der bei der deutschen Bioethanolproduktion eingesetzten Menge landwirtschaftlicher Rohstoffe benötigt lediglich drei Prozent der heimischen Ackerfläche. Weizen, der zur Bioethanolherstellung verwendet wird, belegt weniger als ein Prozent der weltweit verfügbaren Weizenanbauflächen“. Die Verarbeitung von Bioethanol-Rohstoffen dient der Ernährungssicherung aus heimischer Produktion sowie der Transformation hin zu einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft. Grundlegende Einschränkungen der Biokraftstoffnutzung haben zudem herbe Rückschläge für den Klimaschutz und den Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr zur Folge. Der Wegfall der bei der Bioethanolherstellung zugleich entstehender Koppelprodukte wie beispielsweise hochwertiges, gentechnikfreies Eiweiß-Futtermittel oder biogenes CO2 für die Getränkeindustrie müsste anderweitig kompensiert werden: Bei der Herstellung einer Tonne Bioethanol aus Getreide entstehen zugleich 1,1 Tonne Futtermittel und weitere Produkte.
Schindler weist zudem darauf hin, dass etwa ein Drittel des nachhaltigen Bioethanols in der chemischen und pharmazeutischen Industrie und der Lebensmittelwirtschaft verwendet wird. „Bioethanol leistet auch in diesen Wirtschaftsbereichen einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit, da Alternativen kaum zur Verfügung stehen. Eine Antwort darauf, wie etwaig wegfallende Mengen an Bioethanol und seiner Koppelprodukte kurzfristig ersetzt werden sollen, bleibt die Bundesumweltministerin allerdings bei ihrer vorschnellen Forderung schuldig.“
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